Während das Dokumentartheater in den letzten 15 Jahren die Bühnen der Freien Szene revolutionierte, fand im Tanz keine vergleichbar intensive Auseinandersetzung mit dokumentarischen Methoden statt. Gibt es keine choreografische Sehnsucht nach Realität? Dabei könnte gerade der Tanz in diesem Feld besondere Potentiale eröffnen: Wie kann das Dokumentarische vom Körper her gedacht werden? Welche Rolle spielt dabei das Körpergedächtnis? Vier ehemalige Tanztage-Künstlerinnen werfen einen neuen Blick auf die Wirklichkeit und probieren in 15minütigen Soli verschiedene dokumentarische Arbeitsweisen aus.
ZEINA HANNA
LOVE AND REVENGE
Zeina Hanna untersucht das komplexe Verhältnis von Unterhaltung, Kunst und Politik anhand von Künstlerinnen, die im Ägypten der 30er und 40er Jahre als Agentinnen gearbeitet haben. Fakten und Fiktion verweben sich untrennbar in den Spionagegeschichten dieser Zeit.
MAGDA KORSINSKY
STRICKEN
Stricken basiert auf Interviews mit afrodeutschen Frauen, deren weiße Großmütter zur Zeit des Nationalsozialismus lebten. Wie werden Handlungen, Gesten und Überzeugungen über Generationen hinweg weitergegeben oder verändert?
ELPIDA ORFANIDOU
THE RECIPE
Ausgangspunkt von The Recipe der Choreografin und Apothekerin Elpida Orfanidou sind Rezepte zur Produktion pflanzlicher Heilmittel. Choreografie und Pharmazie verschmelzen zu einem skurrilen Cocktail, der Wissenschaft zu Magie werden lässt.
JULIANA PIQUERO
UNDEFINED TROPICAL
Juliana Piquero wuchs mit den Rhythmen der Música Tropical Lateinamerikas auf. Ausgehend von ihren eigenen Erinnerungen setzt sie sich mit der Repräsentation von Geschlechterrollen in Salsa und Cumbia auseinander.
Foto © Monika Kiesel-Fagbohoun