Archiv: Tanztage Berlin 2022
infinity rug
Klang-Séance
Festsaal
Auf Englisch

Bitte bringt euren eigenen Teppich mit. Der Einlass startet um 21 Uhr, die Klang-Séance beginnt um 22 Uhr und endet um 4.00 Uhr morgens.

to bite 
to be bitten
venomous broken damaged hacked compromised hollow
to abandon the very idea of health 
to hold sickness as a new paradigm
to weave a new patient ecstasy
be patient child,
death is a slow dance
dance is a transition
transition is birth
hopeless we learn to morph
into subtle waves
so touch will be possible
no, won’t be like anything you have known before
no, it’s not digital
it will have to be a new intelligence of the immaterial
shed safety child,
join the trembling
– Maria F. Scaroni

Was geschieht, wenn wir uns nicht berühren können?
Was wird aus unserem Körpergeist, wenn wir nicht miteinander tanzen können?
Die von marum und Lou Drago organisierte Klang-Séance-Reihe infinity rug entstand als Reaktion auf die Restriktionen der Pandemie, aufgeladen mit dem kollektiven Wissen der queeren Rave-Szene, um einen Moment der Begegnung, des Nachdenkens, der Trauer, des Zuhörens und der erneuten Praxis des Zusammenseins zu bieten. Diese besondere Klang-Séance erforscht, was passiert, wenn der Tanz eingeschränkt wird, und greift dabei auf historische Beispiele von Tanzverordnungen und -manien zurück.

In einer globalen historischen Wende ist die Nähe zu einer Gefahr für die öffentliche Gesundheit geworden. Es folgten Verbote – Ausgangssperren, Versammlungsverbote, Protestverbote und Tanzverbote. Aber kann man Nähe und Tanz jemals wirklich stoppen? Nach zwei Jahren, in denen wir mit der Pandemie gelebt haben, finden wir uns erneut unter einer neuen Tanzverordnung wieder, dem Berliner Tanzverbot. Die daraus resultierenden kumulierten Ängste und Einschränkungen der vergangenen Jahre haben uns erneut gezwungen, einzugehen, zu trauern, uns zu verändern und anzupassen.
Ihr seid eingeladen, einen Teppich mitzubringen, euch hinzulegen und es euch mit uns gemütlich zu machen. Durch die Verflechtung von Klang, kollektivem Lernen und intimer Fürsorge, die das Häusliche in den öffentlichen Raum bringt, erforschen wir zaghaft neue Wege, miteinander intim zu sein. In den Tiefen der Nacht werden wir euch sanft durch eine Klanglandschaft aus Feldaufnahmen, Ambient-, Experient-, Drone- und Deep-Mind-Musik führen, verwoben mit sanften, somatischen und zeremoniellen Performances und der Moderation von Maria F. Scaroni, einer Filmvorführung von Politics of Ecstasy von Chiara Baldini und Rafael Kozdron, Texten und Poesie, Düften, Stoffen, Tee, Erfrischungen und anderen Sinnesfreuden.

Bitte kommt pünktlich, denn es gibt keinen Nacheinlass, und bringt euren eigenen Teppich mit, um euch an der Teppichkonstellation zu beteiligen. Als Sitzmöglichkeiten stehen außerdem Stühle sowie Sitzkissen und Sitzsäcke bereit. Der Raum ist für Rollstuhlnutzende zugänglich. Es wird kein Stroboskoplicht geben, aber Nebel und den Duft von ätherischen Ölen. Alle Texte sind auf Englisch, mit Untertiteln für den Film, aber nicht für die Lesungen. Wenn ihr eine Übersetzung benötigt, setzt euch bitte mit uns in Verbindung und wir schauen, was wir tun können. Bei Fragen oder für weitere Informationen wendet euch gern an Gina Jeske unter oder 030 27 89 00 35.
HIER findet ihr weitere Informationen zu den Veranstaltungsräumen und Wegen in den Sophiensaelen, barrierefreie Toiletten, Parkmöglichkeiten, Wegbeschreibungen zum Theater, eine 360° Videotour durchs Gebäude und mehr.

Lou Drago ist eine multidisziplinäre Künstler*in, Kulturarbeiter*in und Radioproduzent*in, die Transience, eine monatliche Sendung auf Cashmere Radio in Berlin, moderiert und kuratiert. Durch tiefe, üppige und seltsame Ambient-, Drone- und Experiential-Musik will Transience eine Aufhebung der Ängste bieten, die die Existenz in einem weiß-suprematistischen, hetero-patriarchalischen Kapitalismus für viele mit sich bringt. Dragos künstlerische Praxis verbindet ihre erfahrungswissenschaftliche und klangbasierte Forschung, um Höranlässe für das Zusammensein und das Zusammensein mit sich selbst und anderen zu schaffen. marum und Lou haben gemeinsam infinity rug entwickelt, eine auf Ambient-Musik fokussierte, hybride Klang-Séance.

marum ist eine in Berlin lebende multidisziplinäre Künstler*in, DJ und Kurator*in, deren Praxis und Forschung sich auf die queere Rave-Kultur, ihre Auswirkungen auf die Sozial- und Stadtpolitik, kollektive Sound- und Care-Praktiken und feministischen Hacktivismus konzentriert. Zusammen mit Lou Drago hat marum infinity rug entwickelt, eine auf Ambient-Musik fokussierte, hybrid-pflegerische Klang-Séance. In Lissabon ist marum Mitbegründer*in und Bewohner*in des queeren Rave-Kollektivs mina, Mitbetreiber*in des Musiklabels suspension, Mitbegründer*in der Kulturräume Planeta Manas und Manta sowie des Kollektivs Rabbit Hole, das seit 2011 arbeitet.

Maria Francesca Scaroni ist eine Tanzkünstlerin, die seit 2004 in Berlin lebt. Sie kreuzt somatische Praktiken und spekulative Interessen mit Hexerei, Heilung, Performance und Choreografie. Sie leitet Workshops, in denen sie das Erbe des postmodernen Tanzes in Technologien zur gegenseitigen Ermächtigung umwandelt. Maria tritt in den Werken von Meg Stuart auf, mit der sie seit 2009 zusammenarbeitet. Seit 2016 ist sie Mitglied des queer-feministischen Kollektivs Lecken, Berlin.

YHDESSA ist eine Zusammenarbeit zwischen Grand River und Enrica Falqui, die 2017 begann, als sie sich ein Musikstudio in Berlin teilten. Ihr erstes Werk wurde 2018 auf dem Label One Instrument veröffentlicht und ist komplett mit dem Vermona E-Piano, einem 1978 gebauten E-Piano, entstanden. Dem Stück folgte eine zweite Veröffentlichung auf „One Instrument Volume 01“. Die musikalische Verbindung von Aimée und Enrica ist bunt und warm. Es zeigt eine experimentelle Ambient-Elektro-Seite der beiden Komponisten.