Hey, warum siehst du so müde aus? Die „Dringlichkeitskultur“ erwartet von uns, dass wir ständig vernetzt und reaktionsfähig sind. Es bleibt wenig bis gar keine Zeit, sich die Welt anders vorzustellen. Die Tanztage Berlin – ein jährliches Festival, das die Arbeit des Tanznachwuchs der Stadt in den Mittelpunkt stellt – sind zurück, um die Gegenwart zu diagnostizieren und die Zukunft vorherzusagen. Die 32. Ausgabe der Tanztage Berlin untersucht unsere tägliche Reizüberflutung und chronische Müdigkeit, indem sie darüber nachdenkt, wie wir uns dem Rhythmus der gegenwärtigen, von sozialen Medien geprägten Highspeed-Realität anpassen und uns durch ihre Herausforderungen navigieren.
Die alten Geschichten von Fortschritt und Wachstum sind von der Ausbeutung von Erde und Körpern abhängig. Die auf dem Festival präsentierten Arbeiten zielen darauf ab, dieses Skript umzudrehen. Es wird getanzt, um zu entschleunigen, wiederherzustellen, zurückzugewinnen, zu transformieren oder sich ein neues Selbst außerhalb des Paradigmas der Selbstoptimierung vorzustellen. Von kollektiven Traummeditationen über Protesttänzen bis hin zu Solomusicals über Content-Überlastung lädt das Festival ein, den Austausch zwischen Körpern zu beobachten, verbrauchte Ressourcen wieder aufzufüllen und uns tanzend zu regenerieren.
Das Programm präsentiert zehn Performances, die von Formaten des Wissenstransfers begleitet werden: Backbone Berlin stellt ihre Lieblingspraktiken der Sessions aus 2022 zu Fragen der Ethik, Governance und Ressourcen vor. Die Choreografin und Psychologin Luisa Saraiva wird einen Workshop zur psychischen Gesundheit für die Tanzcommunity leiten. Schließlich wird die AG Arbeitskultur dazu einladen, ihre digitale Publikation über eine bessere Arbeitskultur in einer kollektiven Diskussion und Schreibsession weiterzuentwickeln.